TÜRKEI 2 (Schwarzmeerküste)
Welcome to Asia!
Wir waren zum ersten Mal in unserem Leben in Asien! Bevor wir aber nun weiter fahren konnten,
mußten wir erst die Mautgebühr für die Bosposrubrücke bezahlen. Es war nicht so ganz einfach, denn
bezahlen konnte man nur mit einer Kreditkarte der Betreibergesellschaft, die hatten wir natürlich nicht.
Korrekt wie wir Deutschen nun sind, gingen wir ins Verwaltungsgebäude, bezahlten unsere 4TYL und
bekamen einen handgeschriebenen Beleg.
Verwundert rieben sich die Angestellten die Augen, denn während wir bezahlten, fuhr fast jedes dritte
Auto ohne zu bezahlen durch die Mautstelle. Ständig heulte der Alarm auf, aber es interessierte
niemanden. Auch die anwesende Polizei schaute gelangweilt weg.
Mit ruhigem Gewissen setzten wir unsere Fahrt auf der guten Autobahn bis Ismit fort, um dann auf der
kurvenreichen und landschaftlich sehr schönen Straße Richtung Norden nach Keffken, unserem ersten,
kleinen Ort an der Schwarzmeerküste zu fahren.Auf Anhieb fanden wir in Keffken einen idealen
Stellplatz direkt an dem langen und breiten Sandstrand. Kaum angekommen, wurden wir per
Handschlag von einem örtlichen Polizeibeamten begrüßt, der auch in den nächsten Tagen immer wieder
unsere Sicherheit durch seine Anwesenheit bestätigte und erklärte uns, daß wir bei Problemen nur die
Nummer 156 anrufen müßten.
An dem herrlichen Strand lagen nicht nur die Menschen, sondern es sonnten sich dort auch ganz
selbstverständlich die Kühe. Bedauerlicherweise wurde diese Idylle gestört. 5 Tage vor unserer Ankunft
ertrank dort eine Frau und Rettungstaucher waren immer wieder im Einsatz, um sie zu suchen.
Wir erfuhren, dass es in dieser Saison das 10. Todesopfer an diesem Schwarzmeerabschnitt gab. Eine
starke Unterströmung und Strudel werden oftmals ungeübten Schwimmern zum Verhängnis. Das
Schwarze Meer flößte uns Respekt ein.
Am späten Nachmittag kündigte sich Besuch an. Susi und Manfred Wick stießen mit ihrem Unimog zu
uns. So waren wir nun drei Fahrzeuge, eine Plastikschüssel, die sich bislang tapfer hielt und zwei
richtige Wohnmobile.
Weiter ging es Richtung Osten durch ein wunderschönes Haselnussanbaugebiet. Wir fuhren durch die
abgelegensten Dörfer, wo die Menschen in aller Bescheidenheit leben. Eng, kurvenreich und sehr
schlecht waren die Straßen, hohe Konzentration war gefordert, aber die Mühe wurde durch eine
traumhafte Landschaft belohnt. Auch hier winkten uns die Leute zu, gaben uns immer wieder
Weghinweise auf deutsch oder türkisch. An diesem Tag schafften wir nicht viele Kilometer, unser
erklärtes Ziel Amasra erreichten wir somit erst am nächsten Tag.
Das malerische Hafenstädtchen Amasra erreichten wir am Nachmittag. Der 7200 Einwohner zählende
Ort hat gute Sandstrände und Badestellen und mittlerweile einen Namen als Ausflugsort. Der Ort lebt
recht gut vom Fremdenverkehr.
Einen guten Stellplatz findet man recht schnell: Bevor man in den Ort hineinkommt, fährt man nicht
rechts in den Ort, sondern links, gleich auf den bewachten Parkplatz (4 TYL), der direkt am Wasser
liegt. Man hat von hier einen herrlichen Blick und ist in wenigen Gehminuten in der City. Abends
bekamen wir zu unserer Überraschung Besuch von Delphinen, die uns ihre Kunststücke vorführten. Es
lohnt sich wirklich ein bis zwei Tage in disem hübschen Amasra zu bleiben.
Weiter ging es immer in Richtung Osten. Die Küstenstraße schlängelt sich kurvenreich durch die
atemberaubende Gebirgslandschaft am Schwarzen Meer.
In Kapusuyu Köju, einem 50 Seelen Dorf, wollten wir eigendlich nur unsere Mittagsrast machen. Um
dieses kleine Örtchen zu erreichen muß man die Küstenstraße Richtung Norden auf einer ca. 100m
langen Straße verlassen.
Am Ende dieser Straße befindet sich das Örtchen mit einer Promenade und einem ca. 1 km langen und
80 m breiten Sandstrand. Mani unser Rallyefahrer fuhr mit seinem Unimog direkt an den Sandstrand und
blieb prompt, zur Belustigung der anwesenden Männer, stecken. Ausgerüstet mit Zaunlatten und
irgendwelchen Brettern wollten sie Manfrd aus seiner misslichen Lage befreien und boten ihre Hilfe an.
Nachdem wir etwas Luft aus den Reifen ließen, kam der Unimog aus eigener Kraft frei.
Auf Anhieb gefiel uns dieses Plätzchen so gut, dass wir dort vier Tage verbrachten. Eine Welle der
Herzlichkeit schlug uns entgegen. Gerade angekommen, kam Mustafa mit hausgemachtem Fischtopf
und Weissbrot. Er hieß uns in gutem Englisch "Herzlich Willkommen".
An diesem Tag blieb Mustafa lange bei uns und erzählte viel über sein Dorf und sein Leben. Gegen
Abend lernten wir Mehmet, den Bruder von Mustafa, Bootsbauer und Büfebesitzer, kennen. In
gebrochenem Deutsch konnte sich Mehmet mit uns verständlich machen und sprach eine Einladung zur
Besichtigung seiner Schiffswerft aus, die wir natürlich gerne annahmen.
Stolz zeigte uns Mehmet die im Bau befindlichen Schiffe. Alle Schiffe werden mit einfachsten
Maschinen aus Holz gefertigt. Kastanienholz findet hier in dem Schiffsbau Verwendung. Das gesamte
Holz kommt aus der Schwarzmeerregion. Wir sind beeindruckt von dieser Handwerkskunst und den
niedrigen Preisen der Schiffe.
Am Abend verwöhnte uns Mehmet mit frisch gefangenem Fisch, den er selbst in der Pfanne zubereitete.
Zwischen uns und den beiden Brüdern entwickelte sich so etwas wie eine Freundschaft, auch die
sympathische Frau von Mehmet lernten wir an einem der geselligen Abenden kennen. Auch die anderen
Dorfbewohner grüßten immer wieder freundlich und kamen gelegentlich vorbei. Der Abschied fiel uns
dementsprechend schwer.
Für Wohnmobilfahrer ist noch zu sagen, dass sich in diesem kleinen Örtchen sogar ein
Lebensmittelladen befindet, in dem man erstaunlicher Weise alles bekommt. Sollte man etwas nicht
bekommen, so besorgen es Mustafa oder Mehmet. Ein Besuch in diesem Ort ist ein absolutes Muß!!!
Auch ein Abstecher in den kleinen Ort Özlüce, kurz vor Inebolu, wo wir am nächten Tag übernachteten,
lohnt sich wirklich. Immer wieder begegneten uns auch hier Menschen, die in Deutschland arbeiteten
und dementsprechend über Deutschkenntnisse verfügten und diese natürlich auch versuchten
anzuwenden. Zu unserer Überraschung schenkten uns Kinder von Fischern jede Menge Gemüse und
Haselnüsse und wir revanchierten uns mit kleinen Gastgeschenken.
Unser nächstes Etappenziel war nun Sinop, eine 30 000 Nüfus (Einwohner) Provinzhauptstadt, die am
nördlichsten Punkt der Schwarzmeerküste eindrucksvoll auf der großen Halbinsel Boztepe liegt. Diese
Stadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten bot sich an unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Hier in Sinop fand
nun die Trennung von unseren Amifreunden Hans und Barbie statt. Aus diesem Anlass luden sie uns zu
einem Fischessen in einem der zahlreichen Restaurants am Hafen ein. Hans und Barbie wollen nun in
den Süden der Türkei fahren, um endlich "richtig Urlaub zu machen". Ein weiterer Grund ist aber auch,
daß auf Grund der schlechten Straßenverhältnisse Hans mittlerweile jeden Abend an seinem WoMo
schrauben mußte. Wir mit unseren LKW`s sind da eindeutig im Vorteil.
Ein junger Polizist führte uns mit seinem Polizeiwagen zu einer Picnicarea, wo wir die nächste Nacht
verbrachten. So überzeugend war dieser Platz aber nicht, denn bedauerlicher Weise war auch dieser
vermüllt, wie auch viele schöne Plätze an der Schwarzmeerküste. Wir wechselten innerhalb des Ortes
somit das Lager. Westlich von Sinop liegt ein stillgelegter Militärflughafen. An diesem Flughafen vorbei,
nach ca. 12 km weiter findet man die hervorragende Picnicarea Akliman, wo auch das Campen erlaubt
ist. Der Platz liegt in einer kleinen Bucht in umittelbarer Nähe eines kleinen Fischerhafen, in dem
unzählige kleine Fischerboote stationiert sind. Es ist interessant dem Treiben der Fischer zuzuschauen.
Auf diesen kleinen Booten leben und arbeiten die Fischer. Dieser Platz verfügt auch über ein sehr
ansprechendes Restaurant mit Blick auf Sinop und das Schwarze Meer. Besonders abends ist dieses
natürlich sehr imposant. Für WoMo-Fahrer ist dieser Platz bestens geeignet. In 15 Minuten ist man mit
dem Fahrzeug in der Stadt und kann direkt am Hafen, neben dem Gefängnis, erkennbar an der alten
Mauer und dem Wachturm, auf einem großen Platz parken. Von hier aus kann man die Stadt gut
erkunden.
Die Strecke von Sinop über Samsun nach Trabzon überraschte uns mit Autobahn ähnlichen Straßen,
sodaß Tagesleistungen von 350km stressfrei gefahren werden konnten. Landschaftlich sicherlich auch
nicht uninteressant, rechte Hand die hohen, bewaldeten Berge, linke Hand das Wasser, aber es ist fast
wie im Ruhrgebiet, kleinere und größere Städte sind wie auf einer Perlenschnur aufgezogen. Viel
Industrie und viele Baustellen nehmen den Urlaubscharakter.
Trabzon erreichten wir abends am 22.09.06. Hier endete unsere Fahrt an der Schwarzmeerküste.
Fazit: Für die, die auch die Schwarzmeerküste abfahren wollen, lohnt es sich betreff der
Sehenswürdigkeiten wirklich nur bis nach Sinop zu fahren, die restliche Küste bietet nichts
Spektukuläres und Sehenswertes.